Laut der WWF-Studie „Das große Wegschmeißen“ landen über 18 Millionen Tonnen an Lebensmitteln pro Jahr in Deutschland auf dem Müll. Dies entspricht fast einem Drittel des aktuellen Nahrungsmittelverbrauchs von 54,5 Millionen Tonnen an Lebensmitteln.
Der überwiegende Teil dieser Lebensmittelabfälle wäre bereits heute vermeidbar. Aber so werfen wir in Deutschland pro Kopf und Jahr somit bis zu 75 kg Lebensmittel weg – knapp die Hälfte davon ist prinzipiell noch genieß- und verwertbar. Die Lebensmittelverschwendung wäre vermeidbar – etwa durch verbessertes Management, nachhaltigere Marketingstrategien und veränderte Konsumgewohnheiten.
Umgerechnet bedeuten diese Tonnen von vernichteten Lebensmitteln, dass jährlich 2,6 Millionen Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche „umsonst“ bewirtschaftet werden, dies entspricht ungefähr der Fläche von Baden-Württemberg. Hinzukommen unnötig freigesetzte Treibhausgasemissionen in Höhe von 48 Millionen Tonnen C02.
Angesichts knapper werdender, fruchtbarer Ackerflächen und einer prognostizierten Weltbevölkerung von über neun Milliarden Menschen in 2050 können wir uns eine solche Verschwendung nicht länger leisten. Hinzu kommt noch der Import von Gemüse und Obst aus dem Ausland. Hier wird auch wieder ein Teil der Ware leider weggeworfen weil sie schnell verdorben war oder weil das Mindesthaltbarkeitsdatum überschritten wurde und sie somit nicht mehr verkauft werden durfte.
Bei dem Ausmaß der weltweiten Lebensmittelverschwendung liegt Deutschland auf Platz 5. Ganz vorne ist China mit über 91 Tonnen an Lebensmitteln dabei, gefolgt von Indien und den USA. Jedenfalls ist hier noch viel Einsparpotential vorhanden.
Diese Gesamtsituation veranlasste die AfD-Fraktion im Landschaftsverband Rheinland die Anfrage 15/44 „Wie hoch ist die Lebensmittelverschwendung in Kliniken und Schulen des LVR?“ zu stellen. Die Antwort war überraschend und erschreckend zugleich. Es ist bitter, wieviel Lebensmittel gerade in diesen Zeiten auch beim LVR auf der Müllkippe landen. Hier sehen wir die Übersicht der Lebensmittelabfälle von den Kliniken im Landschaftsverband Rheinland:
Bei den Gewichtsangaben der Speiseabfälle handelt es sich um das Nassgewicht. Darin sind auch unvermeidbare Abfälle wie z. B. Nuss- und Obstschalen enthalten. In Bonn werden teilweise ungenießbare Speiseabfälle auch dem Fettabscheider zugeführt, um diese dann im Sinne des Recycling in der Biogasanlage weiter zu verwerten.
Daher hat die LVR-Klinik in Bonn den niedrigsten Wert an Speiseabfällen. Hier fallen aber die großen Mengen von Speiseabfällen in den Kliniken in Düren, Köln und Bedburg-Hau auf. Daher müssen wir nachfragen inwieweit in diesen Häusern ein besseres Lebensmittelmanagement möglich ist um diese Abfallzahlen drastisch zu reduzieren. Hier muss doch noch Einsparpotential durch besseren Workflow gegeben sein.
Dann haben wir noch die LVR-Schulen. Für die LVR-Schulen wird die Menge der weggeworfenen oder vernichteten Lebensmittel nicht erfasst bzw. gewogen. Die Menge der zubereiteten Essensportionen wird in den Schulen grundsätzlich täglich an den aktuellen Bedarf angepasst, um Überproduktionen und damit Lebensmittelabfälle möglichst gering zu halten. Ganz vermeiden lässt sich Restmüll hier leider nicht.
Generell könnte man auf die Idee kommen, dass die übriggebliebenen Lebensmittel an bedürftige Menschen zur Abholung weitergegeben werden könnten, zumal die Schere zwischen Arm und Reich immer größer wird und viele Menschen immer weniger Geld in der Tasche haben. Leider können überzählige Lebensmittel, die innerhalb der Kliniken und der Schulen des LVR anfallen nicht als Sammelgut abgeholt werden, wie es über verschiedene Plattformen, beispielsweise wie bei „ Too Good To Go“ möglich ist. In den LVR-Kliniken und LVR-Schulen müssen auf Grund der geltenden Hygieneauflagen der Lebensmittelüberwachung, bzw. des Veterinäramtes, überzählige Lebensmittel, die nicht auf den Stationen gegessen werden, vernichtet oder, sofern möglich, dem Fettabscheider für eine spätere Biogasgewinnung zugeführt werden. Alle Lebensmittel, die einmal die Küche verlassen haben, dürfen nicht wieder in den Versorgungskreislauf zurückgeführt werden.
Somit bleibt dem Landschaftsverband Rheinland nichts anderes übrig als weiter seine Lebensmittelprozesse so zu optimieren und zu überwachen, dass ein Minimum an Speiseresten anfällt. Und in Bezug auf der hohen Last an Speiseabfällen in Düren, Köln und Bedburg-Hau können wir nur die Empfehlung aussprechen, dass eben diese Kliniken ihr Lebensmittelmanagement dringend auf Verbesserungs- und Einsparpotential überprüfen müssen um diese hohe Lebensmittelverschwendung in den Griff zu bekommen.